“Ärger, den man nicht gehabt hat, hat man nicht gehabt.” So lautete einer von vielen lakonisch-klugen Sätzen, die uns der Arzt und Entertainer Eckart von Hirschhausen auf unterhaltsame Weise bei seinem gestrigen Vortrag im Audimax ins Stammbuch geschrieben hat.

Ich habe mich ertappt – dabei, dass ich es oft zulasse, dass sich Ärger in mir aufstaut, mich beschäftigt, mich daran hindert, offen auf andere zuzugehen. Oft widme ich Dingen, die mich ärgern, viel mehr Aufmerksamkeit, als ihnen gebührt. Und oft frage ich mich dann später, warum – denn meist geht es um Dinge, an denen ich ohnehin nicht unmittelbar etwas ändern kann.

Aber mich einfach mal nicht zu ärgern – geht das?

Am kommenden Sonntag der Fastenzeit, “Laetare” (Freut euch!) haben wir zum zweiten Mal im Kirchenjahr die liturgische Farbe Rosa. Das Weiß des Osterfestes durchbricht und verändert das Trauer-Violett der Fastenzeit. Wie so oft in unserem Leben ist beides da – das Dunkle und das Helle. Die Frage ist: Was sehe ich?

Ich habe die Freiheit, mich zu entscheiden: Sehe ich vor allem die Kränkungen, die ich in meinem Leben erfahren habe (und noch erfahren werde)? Die Hilflosigkeit, die ich dabei empfinde, den Ärger, die Ohnmacht? Beiße ich mich fest an dem Gefühl, Opfer zu sein, benachteiligt oder zu wenig wertgeschätzt zu werden?

Oder habe ich eine größere, eine weitere Perspektive? Bin ich in der Lage, aus meinem Ärger auszusteigen, die (tatsächlichen oder gefühlten) Kränkungen und Benachteiligungen mit Humor zu nehmen? Hirschhausen empfiehlt, beim Reden über den eigenen Ärger einfach mal das “s” in allen Wörtern wegzulassen, in denen es vorkommt. So muss ich über mich selbst lachen und höre auf, mich in meinem Ärger zu verrennen, mich innerlich zu verkrampfen.

Vielleicht noch wichtiger als der Humor aber ist in solchen Situationen Empathie. Ich kann aus der Situation aussteigen, wenn ich die Perspektve wechsle: Warum ärgert mich dieser Mensch? Was will er, was braucht er eigentlich? Warum agiert oder reagiert er so? Kann ich ihm helfen? Oder bin ich es selbst, die Hilfe braucht, weil etwas in mir getriggert wurde, das lange geschlafen hat?

Die kommenden Wochen dieser Fastenzeit könnten eine Gelegenheit sein, sich den eigenen Ärger genauer anzuschauen – und ihn dann bewusst loszulassen. Wir müssen uns nicht ärgern. Niemand zwingt uns dazu. Wir sind frei.

Eine gute, stress- und ärgerfreie Zeit wünscht

                              Eure/Ihre Hochschulseelsorgerin Barbara Göb

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