Rausgehen!

In der Pfingsterzählung der Apostelgeschichte wird berichtet, dass die Jünger:innen Jesu sich aus Angst vor den Mördern ihres Herrn versteckten – bis der Heilige Geist wie ein Sturmwind und eine Feuersglut über sie kam und ihnen den Mut eingab, nach draußen zu gehen und zu predigen.

Für mich ein entscheidender, wenn nicht sogar der entscheidende Moment der christlichen Botschaft: Geht raus! Habt keine Angst! Predigt, redet davon, was Euch auf dem Herzen liegt! Schert Euch nicht darum, was die Leute reden! Brecht auf zu neuen Ufern, immer wieder!

Diese Botschaft des Pfingstfestes klingt schräg angesichts der Botschaften, die wir in den letzten eineinhalb Jahren zu hören bekamen: “Bleibt zu Hause! Meidet Kontakte! Kommt niemandem zu nahe!”

Ja, es war notwendig, Kontakte zu begrenzen, um die Infektion einzudämmen. Aber es war und ist auch notwendig, den Mut nicht zu verlieren. Der Mensch lebt nicht von der physischen Gesundheit alleine. Er verkümmert, wenn er sich nur um sich selbst sorgt.

Gott sei Dank sehen wir jetzt endlich nach dem langen Corona-Winter einen kräftigen Silberstreif am Horizont. Viele von uns strömen jetzt nach draußen, treffen sich wieder mit Freunden, unternehmen etwas. Natürlich müssen wir dabei weiter vorsichtig sein. Aber es tut gut, wieder die Nähe anderer Menschen zu spüren, zu sehen, dass das Leben weitergeht.

“Kriecht aus eurem Schneckenhaus, zieht die alten Kleider aus. Wir wollen fair und ehrlich sein, setzen unsre Kräfte ein. Kommt, laßt uns den Anfang machen. Wir probieren neue Sachen. Wir brauchen Mut und Phantasie, sonst ändern wir die Erde nie!” heißt es in einem Pfadfinderlied.

Die Jünger:innen Jesus sind nicht einfach zum Spazierengehen nach draußen gegangen. Sie hatten eine Vision – für eine bessere, eine andere Welt. Eine, in der Liebe und Gerechtigkeit keine bloßen Worte sind. Sie hatten “Mut und Phantasie”, sich diese Welt nicht nur vorzustellen – sie sind einfach losgegangen, um sie zu schaffen.

Mut und Phantasie – die wünsche ich uns allen. Es gibt viel zu tun in Kirche und Gesellschaft. Durch Jammern und Mit-dem-Finger-Zeigen ist noch nie etwas besser geworden. Ein tatkräftiger “Frühjahrsputz” tut Not. Lasst uns rausgehen – jetzt!

Text + Bild: Pastoralreferentin Barbara Göb

 

– English version –

Get out!

In the Pentecost narrative of the Acts of the Apostles, it is reported that the disciples of Jesus hid themselves out of fear of the murderers of their Lord – until the Holy Spirit came upon them like a storm wind and tongues of fire and gave them the courage to go outside and preach.

For me, a decisive, if not the decisive moment of the Christian message: Go out! Do not be afraid! Preach, talk about what is on your heart! Don’t care what people say! Set out for new shores, again and again!

This message of Pentecost sounds strange in view of the messages we have heard in the last year and a half: “Stay at home! Avoid contacts! Don’t get too close to anyone!”

Yes, it was necessary to limit contacts to contain the infection. But it was and is also necessary not to lose heart. Man does not live on physical health alone. He withers away if he cares only for himself.

Thank God, we are now finally seeing a strong silver lining after the long Corona winter. Many of us are now flocking outside, reuniting with friends, doing things. Of course, we still have to be careful. But it’s good to feel the closeness of other people again, to see that life goes on.

“Crawl out of your shell, take off the old clothes. Let’s be fair and honest, use our powers. Come on, let’s make a start. We’ll try new things. We need courage and imagination, otherwise we will never change the earth!” says a scout song.

Jesus’ disciples didn’t just go outside for a walk.  They had a vision – for a better, a different world. One in which love and justice are not mere words. They had “courage and imagination” to not just imagine this world – they just went out to create it.

Courage and imagination – that’s what I wish for all of us.There is truly much to be done in church and society. Complaining and pointing fingers has never made anything better. An energetic “spring cleaning” is needed. Let’s get out there – now!

Text + photo: Pastoral care officer Barbara Göb